Dienstag, 13 Mai 2025 15:21

Lange Wartezeiten bei Pflegehilfe gefährden Versorgung

Pflegeheime Pflegeheime Foto: pixabay

Immer mehr pflegebedürftige Menschen in Deutschland warten monatelang, teils jahrelang auf finanzielle Unterstützung durch die Sozialämter. Besonders dramatisch zeigt sich die Situation in Berlin. Eine bundesweite Umfrage des ARD-Magazins „Report Mainz“ verdeutlicht das Ausmaß der Verzögerungen. Betroffene geraten dadurch zunehmend in existentielle Notlagen. In mehreren Städten übersteigen die Wartezeiten deutlich ein halbes Jahr, mit Extremfällen von bis zu drei Jahren.

Inhaltsverzeichnis:

Berlin-Pankow mit extremen Verzögerungen

In Berlin-Pankow kann die Bearbeitung von Anträgen auf Hilfe zur Pflege bis zu drei Jahre dauern. Das ergab die ARD-Umfrage. Auch im Bezirk Steglitz-Zehlendorf liegt die durchschnittliche Wartezeit bei rund einem Jahr. Dort arbeiten die Behörden noch vollständig mit Papierakten. Gruppenleiter Heinz Sonnenschein erklärte im Interview, dass samtliche Post ausgedruckt und manuell verarbeitet werde. Die Digitalisierung sei bislang nicht umgesetzt worden.

Bezirksstadtrat Tim Richter (CDU) nennt weitere Gründe für die Verzögerungen. Dazu zählen eine hohe Mitarbeiterfluktuation, unvollständige Unterlagen der Antragsteller, langwierige Vermögensprüfungen sowie ein kontinuierlich steigendes Antragsaufkommen. Derzeit seien im Bezirk rund 360 Anträge unbearbeitet. Richter betont, dass man mit Hochdruck an schnelleren und digitaleren Prozessen arbeite, konkrete Zeitpläne jedoch noch nicht absehbar seien.

Pflegeheime geraten unter Druck

Die langen Wartezeiten haben direkte Folgen für Pflegeeinrichtungen. Der Präsident des größten privaten Pflegeverbands Deutschlands, Bernd Meurer, warnt davor, dass Heime durch ausbleibende Zahlungen finanziell unter Druck geraten. Bei Bearbeitungszeiten von neun Monaten fehlen die Mittel zur Bezahlung des Personals, was Einrichtungen zur Vorfinanzierung zwinge. Im Extremfall müsse ein Heim sogar mit Kündigung drohen, um gegenüber den Behörden und Angehörigen den Ernst der Lage klarzumachen.

Auch die Alterswissenschaftlerin Tanja Segmüller von der Hochschule Bochum kritisiert die derzeitige Situation scharf. Sie hält Wartezeiten von einem halben oder ganzen Jahr für unzumutbar. Pflegebedürftige Menschen benötigten eine schnelle Versorgung, die nicht über Monate aufgeschoben werden dürfe.

Bundesweite Unterschiede und fehlende Strukturen

Von 478 angeschriebenen Sozialämtern haben 113 konkrete Angaben zu Bearbeitungszeiten gemacht. In etwa 27 Prozent dieser Ämter dauert die Bearbeitung länger als sechs Monate, bei knapp fünf Prozent über zwölf Monate. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen sind erheblich. Fehlende digitale Infrastruktur, Personalmangel und ein wachsender Verwaltungsaufwand zählen zu den Hauptproblemen.

Ohne grundlegende Reformen könnten sich die Probleme weiter verschärfen. Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt kontinuierlich, ebenso der Bedarf an finanzieller Unterstützung. Behörden, Träger und Politik stehen unter Zugzwang.

Quelle: RBB24, www.fox360.net/de