Mittwoch, 22 Januar 2025 14:04

Berliner Sozialämter vor dem Kollaps

Sozialämter-Berlin Sozialämter-Berlin pixabay/Foto illustrativ

Die Berliner Sozialämter stehen vor einer massiven Überlastung. Sozialstadträte aus allen Bezirken warnen in einem gemeinsamen Brief vor einem drohenden Zusammenbruch der Versorgung der Bedürftigsten. Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe verspricht Maßnahmen, um die Situation zu verbessern.

Inhaltsverzeichnis:

Lange Schlangen und überforderte Mitarbeitende

Jeden Dienstag- und Donnerstagmorgen bilden sich vor dem Sozialamt in Lankwitz lange Warteschlangen. Wer nicht vor 8:30 Uhr vor Ort ist, hat kaum eine Chance, eine der begehrten Wartemarken zu erhalten. Lediglich 50 Marken werden pro Tag ausgegeben, was der Kapazitätsgrenze des überlasteten Sozialamts entspricht.

Die Mitarbeitenden kämpfen mit einer enormen Fallbelastung. Laut Tim Richter, Sozialstadtrat von Steglitz-Zehlendorf, betreut eine Fachkraft durchschnittlich 400 Fälle. Dies ist fast viermal so viel wie die empfohlene Höchstgrenze von 110 Fällen. Die prekäre Lage erschwert es den Bürgerinnen und Bürgern, dringend benötigte Sozialhilfe und Grundsicherung zu beantragen.

Forderung nach mehr Personal

Angesichts der Krise haben die zwölf Sozialstadträte einen Brief an Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe verfasst. Sie betonen, dass sich die Lage durch die angespannte Wirtschaftslage und den Zustrom geflüchteter Menschen erheblich verschärft hat. Die gestiegene Zahl an Anträgen führt zu einer zusätzlichen Belastung der ohnehin überforderten Sozialämter.

In dem Schreiben wird mehr Personal gefordert, um den sozialen Frieden in der Stadt zu wahren. Die Sozialstadträte warnen, dass ohne sofortige Maßnahmen eine Bankrotterklärung der Ämter unausweichlich sei. Richter beziffert den Personalbedarf allein in seinem Bezirk auf 24 zusätzliche Mitarbeitende, um die Situation einigermaßen unter Kontrolle zu bringen.

Kiziltepe kündigt Digitalisierungsmaßnahmen an

Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe reagiert auf den Appell mit der Ankündigung konkreter Maßnahmen. Eine zentrale Maßnahme ist die Digitalisierung der sozialen Wohnhilfen. Geplant ist die Einführung einer gemeinsamen Datenbank, die verfügbare Unterbringungsplätze für Wohnungslose erfasst. Dadurch soll der zeitaufwendige Abgleich zwischen Einrichtungen und Sozialämtern entfallen.

Zusätzlich wird ein Gesetz zur „Gesamtstädtischen Steuerung der Unterbringung“ vorbereitet. Kiziltepe zeigt sich optimistisch, dass diese Maßnahmen eine spürbare Entlastung bringen werden.

Die Krise in den Berliner Sozialämtern verdeutlicht den dringenden Handlungsbedarf. Ohne zusätzliche personelle und strukturelle Unterstützung droht ein Zusammenbruch der Versorgung für die Schwächsten in der Gesellschaft.

Quelle: www.welt.sn2world.com, rbb24.de