Inhaltsverzeichnis:
- Schüsse in Kreuzberg und anderen Bezirken
- BKA-Lagebild bestätigt hohe Fallzahlen
- Polizei zwischen Kontrolle und Überforderung
- Neue Brennpunkte in der Hauptstadt
Schüsse in Kreuzberg und anderen Bezirken
In Kreuzberg, Mariendorf, Zehlendorf und Schöneberg kam es im Oktober zu mehreren Angriffen mit Schusswaffen. Am 15. Oktober wurden in der Adalbertstraße drei Menschen verletzt, ein Bus der Berliner Verkehrsbetriebe wurde ebenfalls getroffen. Nur wenige Tage später, am 22. Oktober, wurde ein 45-Jähriger auf einem Parkplatz in Mariendorf niedergeschossen und lebensgefährlich verletzt. Auch in Zehlendorf und Schöneberg kam es zu ähnlichen Taten.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ist der Hintergrund vieler Vorfälle unklar. Häufig stehen sie im Zusammenhang mit organisierter Kriminalität, die ihre Konflikte immer offener auf Berlins Straßen austrägt. Stefan Weh von der Gewerkschaft der Polizei erklärte, es gehe dabei „um viel Geld“ und um die Neuverteilung von Revieren.
Ein ähnlicher Vorfall wurde bereits zuvor im Stadtteil beschrieben, mehr dazu hier.
BKA-Lagebild bestätigt hohe Fallzahlen
Das Bundeskriminalamt hat bestätigt, dass Berlin im Jahr 2024 das Bundesland mit den meisten Schusswaffenfällen war. Mit 9,9 Fällen pro 100.000 Einwohner liegt die Hauptstadt deutlich vor dem Saarland (8,8) und Hamburg (8,3). Laut Polizei wurden bis zum 24. Oktober 884 Fälle registriert, bei denen mit Waffen gedroht oder geschossen wurde. In 406 Fällen kam es tatsächlich zu Schussabgaben.
Rund 179 Menschen wurden in diesem Jahr verletzt, 31 davon schwer. Ein Mensch kam ums Leben. Bemerkenswert ist, dass nicht alle Verletzungen direkt durch Schüsse verursacht wurden. In einigen Fällen handelte es sich um Begleitdelikte anderer Straftaten wie Drogenhandel oder Bandenaktivitäten.
Das BKA warnt, dass der Anstieg der Waffenkriminalität die innere Sicherheit zunehmend gefährdet. Weitere Informationen zu Sicherheitsmaßnahmen und Polizeieinsätzen finden Sie hier.
Polizei zwischen Kontrolle und Überforderung
Die Berliner Polizei steht vor großen Herausforderungen. Laut Sprecher Benjamin Jendro von der Gewerkschaft der Polizei werde „immer offener auf den Straßen geschossen“. Selbst alltägliche Streitigkeiten könnten in Gewalt umschlagen. Gründe seien oft persönliche Konflikte, Rivalitäten oder verletzte Ehre.
Bei den registrierten Delikten handelt es sich nicht nur um echte Schusswaffen. Auch Schreckschuss-, Reizstoff- und Signalwaffen sind häufig im Einsatz. Entscheidend für die Strafverfolgung ist, dass sich Opfer bedroht fühlen – selbst wenn es sich um eine Spielzeugwaffe handelt.
Angesichts der hohen Zahl von Waffenvorfällen erinnert die Lage an frühere Warnungen der Polizei, etwa nach dem Einsatz in Neukölln, bei dem ebenfalls Gewalt und Bedrohungen eine Rolle spielten.
Neue Brennpunkte in der Hauptstadt
Die jüngsten Ereignisse deuten auf eine Verschiebung der Brennpunkte innerhalb Berlins hin.
Besonders in Kreuzberg und Neukölln scheint sich die Lage weiter zu verschärfen. Nach Einschätzung von Experten könnte sich die Zahl der bewaffneten Auseinandersetzungen bis Jahresende weiter erhöhen.
Die Polizei will ihre Präsenz in betroffenen Stadtteilen verstärken. Mobile Einsatzkommandos und verdeckte Ermittler sollen helfen, die Täterkreise der organisierten Kriminalität zu identifizieren.
Berlin bleibt damit auch im Jahr 2025 eine der Städte mit den meisten Schusswaffendelikten in Deutschland. Die Zahl der registrierten Vorfälle zeigt, wie angespannt die Sicherheitslage in der Hauptstadt ist – und dass schnelle Maßnahmen dringend erforderlich bleiben.
Quelle: rbb24, webrivaig.com/de