Mittwoch, 29 Oktober 2025 09:47

Informatik bleibt in Berlin freiwillig

Schüler lernen Programmieren in Berliner Ferienkursen. Schüler lernen Programmieren in Berliner Ferienkursen. Foto: Pixabay/Pixabay-Lizenz

In zehn deutschen Bundesländern ist Informatik inzwischen ein Pflichtfach. Berlin und Brandenburg gehören weiterhin nicht dazu. Branchenverbände fordern ein Umdenken und verweisen auf die Bedeutung digitaler Kompetenzen. Der aktuelle Informatik-Monitor 2025/2026 zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Regionen. In mehreren Ländern, darunter das Saarland, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern, haben Schüler der Sekundarstufe I wöchentlich eine Stunde Informatik. In Berlin hingegen ist nicht einmal eine Stunde verpflichtend.

Inhaltsverzeichnis:

Private Initiativen wie Train the Future

Da staatliche Schulen in Berlin kaum Informatik anbieten, übernehmen private Organisationen die Ausbildung. Die Initiative „Train the Future“ organisiert derzeit Ferienkurse im Stadtteil Prenzlauer Berg. Etwa zehn Kinder zwischen zehn und zwölf Jahren lernen dort die Software GDevelop.

Der Kurs kostet 300 Euro. Viele Schüler haben in der Schule keinen regelmäßigen Informatikunterricht. Der zehnjährige Kolja erklärt: „Ich würde es mir aber schon wünschen.“ Auch Samuel nimmt teil, er besucht jedoch eine Privatschule im Osten Berlins. Dort lernt er Grundlagen wie Microsoft Word und PowerPoint sowie bald die Programmiersprache Scratch.

Ein anderer Teilnehmer wünscht sich anspruchsvollere Inhalte, etwa Python. Viele Eltern hoffen, dass solche Programme bald auch an staatlichen Schulen verfügbar sind.

Informatik an Berliner Schulen nur Wahlpflichtfach

Informatik wird an zahlreichen Oberschulen angeboten, jedoch meist nur als Wahlpflichtfach. Es existiert keine schulübergreifende Verpflichtung. An der Gustav-Falke-Grundschule in Mitte läuft seit diesem Jahr der Schulversuch „Informatische Grundbildung in der Primarschule“.

Ab der ersten Klasse lernen dort Kinder die Grundlagen der Informatik. Auch andere Grundschulen zeigen laut Bildungsverwaltung Interesse an ähnlichen Projekten. Solche Initiativen sollen den Zugang zur digitalen Bildung verbessern.

Appell von Hasso-Plattner-Institut und IT-Mittelstand

Mehrere Branchenverbände haben einen öffentlichen Appell an die Berliner Politik gerichtet. Unter den Unterzeichnern befinden sich das Hasso-Plattner-Institut und der Bundesverband IT-Mittelstand. Sie fordern ein verpflichtendes Schulfach Informatik. Ohne digitale Grundkenntnisse könnten Kinder die Auswirkungen der Digitalisierung kaum verstehen.

Laut Anna Brodmann vom Bundesverband IT-Mittelstand hat das auch Folgen für die Arbeitswelt. In Thüringen wird Informatik systematisch unterrichtet. Berliner Unternehmen müssten Bewerber daher individueller fördern. In Thüringen gebe es bereits eine solide Basis, da Informatik im Lehrplan Pflicht ist.

Position der Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch

Die Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch erklärte schriftlich, dass Informatik bereits Bestandteil verschiedener Unterrichtsfächer sei. Eine Einführung als eigenständiges Pflichtfach werde geprüft.

Voraussetzung seien jedoch strukturelle Anpassungen und genügend Lehrkräfte. Der Lehrermangel bleibt ein entscheidendes Problem. Die Organisation „Train the Future“ hofft, bald auch an Schulen unterrichten zu dürfen. So könnten alle Kinder teilnehmen, nicht nur jene mit den finanziellen Mitteln für private Kurse.

Der Mangel an Lehrkräften betrifft nicht nur den Informatikunterricht, sondern zeigt sich auch in anderen Bereichen des Berliner Bildungssystems, wie bei den massiven Ausfällen beim Schulessen in Berlin.

Bildungsfinanzierung und Zukunftsperspektiven

Mehr Unterstützung für digitale Bildung fordern auch Eltern. Ohne staatliche Förderung bleiben viele Projekte auf private Initiativen beschränkt. Ähnliche Diskussionen betreffen die finanzielle Ausstattung anderer Bildungseinrichtungen, wie im Bericht über mehr Zuschüsse für Privatschulen in Berlin.

Viele Lehrkräfte wünschen sich zudem größere Freiheiten in der Unterrichtsgestaltung, etwa bei Klassenfahrten und Projekttagen. Eine solche Flexibilität wird auch in Initiativen wie mehr Flexibilität für Berliner Schulen bei Klassenfahrten gefordert.

Berlin bleibt beim Informatikunterricht zurück, doch einzelne Schulen und Organisationen zeigen, dass Interesse und Engagement vorhanden sind. Entscheidend wird sein, ob Politik und Verwaltung die notwendigen strukturellen Voraussetzungen schaffen können.

Quelle: rbb24