Donnerstag, 26 Juni 2025 16:28

Lehrer in Berlin-Mitte gemobbt

Diskriminierung,Mobbing und rechtliche Konflikte an der Carl-Bolle Diskriminierung,Mobbing und rechtliche Konflikte an der Carl-Bolle pixabay/Foto illustrativ

Ein Mitarbeiter an der Carl-Bolle-Schule erhebt schwere Vorwürfe gegen Kollegen und Schüler. Der Fall um Oziel Inacio-Stech, einen langjährigen pädagogischen Mitarbeiter in Berlin-Mitte, sorgt für Diskussionen in der Schulverwaltung und der Landespolitik. Im Zentrum stehen mutmaßliche Diskriminierung, Mobbing sowie eine mögliche Verletzung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG).

Inhaltsverzeichnis:

Gewalt und Beleidigungen durch Schüler im Jahr 2023

Oziel Inacio-Stech arbeitet seit 2016 an der Carl-Bolle-Grundschule und ist dort auch Beauftragter für Vielfalt. Bereits im Mai 2023 meldete er der Schulleitung einen Vorfall aus dem Deutschunterricht, bei dem ein Schüler der 5. Klasse ihn wegen seiner Homosexualität beleidigte und bedrohte.

Er forderte Unterstützung, schlug einen Workshop über Vielfalt mit der Beratungsstelle „Queerformat“ vor. Die Schulleitung lehnte laut Inacio-Stech diesen Vorschlag ab. Er dokumentierte den Vorfall und wandte sich an externe Stellen. In den folgenden Monaten häuften sich die Konflikte.

Verdächtigungen und interne Spannungen ab Mai 2024

Am 30. Mai 2024 beobachtete eine Kollegin, wie Inacio-Stech mit zwei Kindern auf Sitzsäcken ein Video über Stolpersteine ansah. Sie äußerte Bedenken wegen der räumlichen Nähe. Am 4. Juni 2024 wurde Inacio-Stech von der Schulleitung aufgefordert, mehr körperliche Distanz zu wahren.

Er wies die Andeutung zurück und zeigte die Kollegin wegen übler Nachrede an. In einem weiteren Gespräch am 13. Juni 2024 empfahl ein Personalratsmitglied dem Lehrer, das pädagogische Konzept zu überdenken. Man sprach auch über eine mögliche Versetzung. Eine Lösung des Konflikts mit der Kollegin wurde nicht erzielt.

Beschwerden, Anzeigen und Ermittlungen bis Herbst 2024

Im September 2024 reichte sein Anwalt eine AGG-Beschwerde bei der Senatsverwaltung ein. Die Antwort folgte schnell: Der stellvertretende Schulleiter zeigte Inacio-Stech wegen angeblicher Verletzung der Fürsorgepflicht an. Später widerriefen die Kinder ihre Aussagen. Sie hätten diese auf Druck einer Lehrerin getätigt. Die Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren im November 2024 ein.

Inacio-Stech beschwerte sich über seine räumliche Verlagerung in den Flur, was im Oktober wieder aufgehoben wurde. Der Anwalt warf dem zuständigen Mitarbeiter der Schulaufsicht Befangenheit vor. Ein Antrag auf Versetzung zur deutsch-portugiesischen Europa-Schule wurde ebenfalls abgelehnt – von demselben Mitarbeiter.

Ablehnung der Beschwerde und politische Folgen ab Januar 2025

Am 14. Januar 2025 lehnte die Schulaufsicht die AGG-Beschwerde ab. Am 3. Februar berichtete die Märkische Oderzeitung erstmals über den Fall. Eine öffentliche Debatte begann.

Inacio-Stech bat am 4. Februar um eine offizielle Rehabilitierung. Die Schulaufsicht verweigerte eine Bewertung, forderte aber professionellen Abstand im Umgang mit den Kindern. Dass es sich um Kinder mit dem Schwerpunkt „Geistige Entwicklung“ handelte, wurde dabei erstmals offiziell mitgeteilt.

Der Fall Oziel Inacio-Stech zeigt strukturelle Probleme beim Umgang mit Diskriminierung und Mobbing an Berliner Schulen. Die Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch räumte Versäumnisse ein. Die internen Abläufe und Zuständigkeiten stehen inzwischen unter kritischer Beobachtung.

Quelle: RBB24, webrivaig.com/de