Inhaltsverzeichnis:
- Berliner Ferienschulen und das Projekt Fit für die Schule
- Fehlende Planungssicherheit und drohendes Ende
- Streit um Förderlogik im Berliner Parlament
- CDU fordert Prüfung der Effektivität
- Hoffnung auf Entscheidung im November
Berliner Ferienschulen und das Projekt Fit für die Schule
Im Sommer wird in der Berliner Ferienschule Deutsch gelernt, gespielt und entdeckt. Kinder wie Mohammed, der vor drei Jahren aus Afghanistan kam, üben hier die Sprache und gewinnen Sicherheit. Das Programm hilft seit 2015 Kindern ohne festen Schulplatz, erste Kontakte in einem neuen Umfeld zu knüpfen.
Organisiert wird es von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung im Auftrag der Senatsbildungsverwaltung. Später kam das Zusatzprojekt „Fit für die Schule“ hinzu. Beide Angebote existieren in allen Berliner Bezirken und verzeichnen seit Jahren eine hohe Nachfrage.
Maryam, Lehrerin in einer Ferienklasse, berichtet, dass viele Kinder in Geflüchtetenunterkünften leben. Sie betont, dass das Angebot weit über den Sprachunterricht hinausgeht. Es öffne Wege zu Freizeitaktivitäten, Begegnungen und kultureller Teilhabe. Für viele Familien sei es ein erster Zugang zu einem geregelten Alltag.
Fehlende Planungssicherheit und drohendes Ende
Die Finanzierung der Projekte war bislang über Mittel in Höhe von 2,5 Millionen Euro im Jahr 2024 und 1,7 Millionen Euro im Jahr 2025 gesichert. Im ersten Entwurf des neuen Doppelhaushalts 2026/27 tauchen die Programme jedoch nicht mehr auf.
Für die Verantwortlichen bedeutet das Unsicherheit. Lehrkräfte wissen nicht, ob sie ihre Arbeit im kommenden Monat fortsetzen können. „Natürlich leidet auch die Beziehungsarbeit darunter, wenn jeden Tag eine andere Lehrkraft da ist“, erklärt Paula Glubs vom Projekt „Fit für die Schule“.
Die Förderzeiträume seien extrem kurz. Zusagen gebe es nur mündlich und meist für drei Monate. Mehrfach habe der Träger bereits in Vorleistung gehen müssen. „Für die aktuelle Situation bedeutet das, dass wir noch zwei Wochen sicher fördern können“, so Glubs. Sollte keine Förderung folgen, könnten neu angekommene Kinder ohne Schulplatz ihr Recht auf Bildung nicht wahrnehmen.
Streit um Förderlogik im Berliner Parlament
Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) bedauert die Lage, verweist jedoch auf das Parlament. Ihre Verwaltung habe geplant, die Fördermittel künftig nach Wirkung und Bedarf zu bündeln, um langfristige Strukturen zu schaffen. Diese Systematik sei aber bisher nicht übernommen worden.
Die Opposition und Teile der Koalition kritisieren das Vorhaben scharf. Der Grünen-Abgeordnete Christoph Wapler warnt davor, dass das Parlament durch diese Struktur Einfluss verliere. Er sieht die Gefahr eines „Blankoschecks für die Verwaltung“. Auch die SPD lehnt die Änderung ab.
SPD-Politikerin Maja Lasic betont, dass Projekte wie „Fit für die Schule“ und die Ferienschulen essenziell für das Ankommen in Deutschland sind. Sie verweist darauf, dass der Staat verpflichtet sei, Bildung für alle Kinder sicherzustellen. Per Änderungsantrag gelang es dem Parlament, rund 30 Projekte wieder in den Haushalt aufzunehmen, darunter Programme zu Demokratiebildung, Vielfalt und Berufsorientierung. Doch die beiden Bildungsprojekte fehlen bislang weiterhin.
CDU fordert Prüfung der Effektivität
Auch die CDU bekennt sich grundsätzlich zum Erhalt der Programme. Bildungspolitiker Lars Bocian erwartet, dass die Projekte im Hauptausschuss noch berücksichtigt werden. Gleichzeitig fordert er eine genaue Überprüfung der Wirksamkeit. „Man muss das Geld schlau und klug verteilen, damit man effektiv arbeiten kann in Berlin“, sagt er. Welche Projekte konkret ineffizient seien, lässt Bocian offen.
Die Debatte zeigt, wie unterschiedlich die Ansichten über den richtigen Umgang mit Fördergeldern sind. Zwischen dem Wunsch nach langfristiger Sicherheit und der Forderung nach Kontrolle bleibt vieles offen.
Hoffnung auf Entscheidung im November
Bis November müssen die Beteiligten abwarten. Dann entscheidet der Hauptausschuss, ob „Fit für die Schule“ und die „Berliner Ferienschulen“ in den neuen Haushaltsplan aufgenommen werden. Bis dahin bleibt den Lehrkräften, Kindern und Projektträgern nur die Hoffnung auf eine stabile Zukunft.
Die nächsten Wochen werden zeigen, ob Berlin seine bewährten Bildungsprojekte fortführt – oder ob für viele Kinder der Zugang zu Sprache und Integration plötzlich endet.
Quelle: rbb24, webrivaig.com/de