Mittwoch, 05 Juni 2024 13:11

Berlin - Präsidentin Rauch beantragt eigenes Disziplinarverfahren

Die Präsidentin der Technischen Universität Berlin, Geraldine Rauch, steht stark in der Kritik. In einer bemerkenswerten Wendung hat sie bei der Senatsverwaltung für Wissenschaft offiziell ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst beantragt. Diesen Schritt unternahm sie zu Beginn der Sitzung des Akademischen Senats (AS) der Universität. Rauch erklärte, dass sie durch diese Maßnahme für juristische Klarheit sorgen möchte. Sie betonte ihren Wunsch, sich den Vorwürfen, die gegen sie erhoben werden, direkt zu stellen.

Ursprung der Kritik

Die Kritik an Rauch entzündete sich, nachdem bekannt wurde, dass sie auf ihrem privaten Account auf der sozialen Plattform X einen Beitrag geliked hatte, der den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu in einer als antisemitisch empfundenen Darstellung zeigte. Diese Handlung löste weitreichende Empörung aus, unter anderem forderte die Berliner CDU, vertreten durch ihren Vorsitzenden und den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner, Rauchs Rücktritt. Die Ehrlichkeit ihrer öffentlichen Entschuldigung wurde in Zweifel gezogen.

Öffentliche Reaktion und Selbstreflexion

In ihrer Rede vor dem Universitätsparlament zeigte sich Rauch demütig und gestand ein, durch ihre unbedachte Handlung Menschen verletzt und Vertrauen zerstört zu haben. Sie wies Antisemitismus entschieden zurück und erklärte, dass ihr emotionaler Zustand in Reaktion auf das Leid in Israel und dem Gaza - Streifen sie zu der fraglichen Aktion verleitet habe. Rauch äußerte zudem, dass sie aus dem Vorfall gelernt habe und ihre Social - Media - Accounts als Konsequenz dauerhaft geschlossen habe.

Maßnahmen gegen Antisemitismus

Als Reaktion auf die Vorfälle und die darauf folgende Kritik kündigte Rauch an, die Arbeit gegen Antisemitismus an der Technischen Universität Berlin zu verstärken. Sie plane, das Beratungsteam für Betroffene von Antisemitismus auszubauen, ein Awareness-Team einzurichten und die Informationsarbeit zu intensivieren. Des Weiteren soll eine Sprechstunde speziell für jüdische Studierende etabliert werden, um Unterstützung und Empathie der Hochschulleitung zu gewährleisten.

Unterstützung und Ausblick

Trotz der Kritik erhielt Rauch Unterstützung von verschiedenen Gruppen innerhalb der Universität. Vor der Sitzung demonstrierten etwa 150 Studierende und Universitätsmitarbeiter ihre Solidarität mit der Präsidentin und setzten sich für die Wahrung der Hochschulautonomie ein. Diese Unterstützung, kombiniert mit Rauchs Ankündigung, ihre Arbeit im Bereich Diversität und gegen Diskriminierung weiterhin voranzutreiben, bildete den Rahmen für die weitere Debatte über ihre Zukunft an der Spitze der Universität.

Zum Abschluss ihrer Rede bat Geraldine Rauch erneut um Vergebung und unterstrich ihr tiefes Bedauern über die entstandenen Irritationen und ihren festen Willen, aus den gemachten Fehlern zu lernen und ihre Position zu stärken. Die Mitglieder des Akademischen Senats und das Publikum reagierten überwiegend positiv, jedoch wurden weitere Fragen von der Versammlung abgelehnt und die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Der Ausgang des beantragten Disziplinarverfahrens bleibt abzuwarten, doch die Diskussion um ihre Führung und die kulturelle Sensibilität an der TU Berlin wird weiterhin geführt.

Quelle: Berliner Morgenpost