Mittwoch, 25 Dezember 2024 12:00

Handys in deutschen Fanblöcken - zwischen Verbot und Inszenierung

Fußballstadien Fußballstadien pixabay/Foto illustrativ

Handys in Fanblöcken deutscher Stadien sind ein umstrittenes Thema. Während Fanszene und Ultras eine strikte Ablehnung zeigen, nutzen sie dennoch Social Media für ihre Zwecke.

Inhaltsverzeichnis:

Das ungeschriebene Gesetz - Handyverbot in den Kurven

In deutschen Fußballstadien gelten ungeschriebene Regeln. In den meisten Fanblöcken heißt es: „Handys raus aus der Kurve.“ Der Grund liegt laut Christian Exner von der Koordinationsstelle Fanprojekte auf der Hand. Fußball soll 90 Minuten volle Unterstützung bedeuten - ohne Ablenkung durch Smartphones. Dabei steht der Verein im Mittelpunkt, nicht die Selbstdarstellung der Fans.

Besonders verpönt ist das Hochladen von Videos oder Fotos auf Plattformen wie Instagram oder TikTok. Diese Praxis birgt Risiken für die Privatsphäre der Anwesenden und erleichtert potenziell die Identifizierung durch die Polizei, insbesondere bei Aufnahmen von Pyroshows. Diese sind in deutschen Stadien streng verboten, doch oft ein beliebtes Motiv.

Influencer in den Stadien - Ein Dorn im Auge der Fans

Die Präsenz von Influencern bei Fußballspielen sorgt für zusätzliche Spannungen. Viele dieser Content Creator filmen ihre Erlebnisse und laden Vlogs auf Plattformen wie YouTube hoch. Laut Dimi, selbst Content Creator und Fußballfan, inszenieren Influencer vor allem sich selbst, oft unabhängig vom Spielgeschehen.

Diese Entwicklung führt zu Frustration bei traditionellen Fans. Dimi bemängelt, dass Influencer Plätze in Stadien einnehmen, die „echten“ Fans verwehrt bleiben. Besonders bei Großereignissen wie der Heim-EM 2024 war die Kritik laut. Hier wurden Videos von Personen veröffentlicht, die nicht einmal die gegeneinander spielenden Teams kannten.

Social Media als Bühne der Fanszenen

Trotz der Abneigung gegen Smartphones in den Kurven sind Social Media und Fanszenen untrennbar verbunden. Plattformen wie Facebook und Instagram dienen als Bühne für die Inszenierung von Choreografien und Pyroshows. Große Portale wie „Faszination Fankurve“ und „Fussballmafia.de“ teilen regelmäßig Inhalte, die tausende Likes und Kommentare generieren.

Dabei achten die Ultras auf eine bewusste Inszenierung. Hochwertige Aufnahmen von akkreditierten Fotografen zeigen das Gesamtbild der Kurve. Die Gesichter Einzelner werden dabei bewusst verborgen, um die Privatsphäre zu schützen.

Gruppenfokus statt individuelle Selbstdarstellung

Die Fanszenen betonen, dass ihre Aktivitäten auf Social Media keinen Widerspruch darstellen. Während Influencer sich selbst inszenieren, liegt bei Ultras der Fokus auf der Gruppe. Es geht um den gemeinsamen Support und die Darstellung von Stärke. Die Inszenierung dient der Außenwirkung, nicht der Eigenwerbung.

Christian Exner erklärt, dass diese Ambivalenz durch den unterschiedlichen Fokus aufgelöst wird. Beim einen steht die Selbstdarstellung im Vordergrund, beim anderen die Gemeinschaft und der Verein. Damit bleibt die Dynamik in den Kurven ein spannendes, wenn auch kontroverses Thema.

Quelle: www.fox360.net/de, tagesschau.de